Phantasien statt Fakten

Leserbrief

Die Phantastereien der Stuttgarter-21-Befürworter und Neinsager nehmen zu, je näher die Volksabstimmung rückt. Landtagsabgeordneter, Gemeinderat und Kreisvorsitzender der CDU Thaddäus Kunzmann versteigt sich in seinem Leserbrief zur Behauptung, dass wir in Nürtingen „neue Direktverbindungen nach Ludwigsburg, Heilbronn, Waiblingen, Aalen, Heidelberg, Mannheim und Karlsruhe“ bekämen, „ohne Stuttgart 21 nicht!“ Kunzmann meint also, dass ohne S 21 eine Durchbindung – so heißt der Fachausdruck – von Tübingen/Nürtingen aus nach anderen Städten nicht möglich sei. Ein Blick in den bestehenden Kopfbahnhof zeigt aber, dass die meisten Züge, die im Kopfbahnhof halten, durchgebundene Züge sind, das sind Züge, die von X nach Y fahren mit Zwischenhalt im Hauptbahnhof.

Für den angesprochenen Regionalexpress R 8 ist es also keine Frage des Bahnhofes, ob er durchgebunden wird, sondern eine Frage des Fahrplans. Daher wäre eine Durchbindung nach Heidelberg usw. auch heute möglich und mit K 21 ebenfalls. Die entscheidende Frage ist, ob man dies will.

Der Regionalexpress Tübingen – Stuttgart ist einer der am besten gebuchten Züge der Bahn. Wenn er in den Hauptbahnhof einfährt, dann kann er über eine halbe Stunde im Kopfbahnhof auf seine Rückfahrt warten und als Feinverteiler die Fahrgäste der ankommenden Züge aus Berlin, Zürich usw. aufnehmen und die zahlreichen Pendler nach Nürtingen oder Tübingen transportieren. Dies erfüllt schon heute fast die Vorstellungen eines integralen Taktfahrplanes. Im S-21-Durchgangsbahnhof ist dies nicht mehr möglich, er muss (!) also durchgebunden werden und zwar zum Wartungsbahnhof nach Untertürkheim, um dann wieder zur Abfahrtszeit nach Stuttgart zu fahren. Der R8 hat aber noch einen anderen gravierenden Nachteil – er hält mit S 21 nicht mehr im stark frequentierten Aus- und Einstiegsbahnhof in Stuttgart Bad Cannstatt. Dort wird er vor Bad Cannstatt über Tunnels in den Hauptbahnhof geführt. Ob die vielen Pendler aus Tübingen, Nürtingen, Plochingen usw. lieber nach Heidelberg wollen, dies bezweifle ich – sicher bin ich mir aber, so sieht eine Verbesserung des Nahverkehrs wahrlich nicht aus!

Ein Gedanke zu “Phantasien statt Fakten

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