GEW-Gutachten zu Schulstandorten

Eine Schule für alle. Das ist das Motto der GEW, der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Vorstandsmitglied Margit Wohner hält diese Idee nicht nur pädagogisch für richtig. Wenn alle Kinder ihre Schullaufbahn gemeinsam verbrächten, habe das auch beim Blick auf die Demografie einen gewissen Charme. Das zumindest belege das Gutachten, das Timo Bargel, Soziologe an der Universität Konstanz, im Auftrag der GEW erstellt hat und das am Mittwoch in Mögglingen vorgestellt wurde.
Untersucht hat Bargel drei verschiedene Modelle zur Gestaltung und Aufteilung des Schulangebotes, erklärt Dr. Ute Kratzmeier, Referentin der GEW für Bildungs- und Grundsatzfragen. Und sie präsentiert nach einigen methodischen Erläuterungen folgende Ergebnisse: Beim bestehenden dreigliedrigen Schulmodell schrumpft nach den Berechnungen Bargels bis zum Jahr 2020 der Anteil der Gemeinden, die eine Haupt-/Werkrealschule haben, von derzeit landesweit 781 auf 191; die Zahl der Realschulstandorte steigt leicht an von derzeit 333 auf dann 359; die Zahl der Gemeinden mit Gymnasien wächst von 226 auf 271.
Würde ein Zwei-Säulen-Modell eingeführt, das Haupt- und Realschule zu Verbundsschulen zusammenfasst und die Gymnasien erhält, gäbe es nach Bargels Berechnungen 549 Gemeinden mit Verbundsschulstandorten. Das seien 49,5 Prozent der Gemeinden im Land und faktisch mehr als beim dreigliedrigen Modell (bei dem es in größeren Gemeinden ja oft eine Haupt- und eine Realschule gibt), meint Ute Kratzmeier, weil tatsächlich in jeder Gemeinde nur eine Verbundsschule angesiedelt wäre.
Die meisten Schulstandorte ließen sich mit dem GEW-Modell der Sekundarschule (= eine Schule für alle Kinder) erhalten. 759 von 1109 Gemeinden, die 2010 noch Standort für Haupt-, Realschule und/oder Gymnasium sind (das sind 68,4 Prozent), könnten bei diesem Modell auch 2020 noch eine weiterführende Schule am Ort anbieten, zitiert Kratzmeier das Gutachen, das für zehn Regionen im Land bereits kreisweite Daten anbiete (www.gew-bw.de) – „für die Ostalb leider noch nicht.“
„Egal, was man macht, der Rückgang ist nicht aufzuhalten“, stellt eine Zuhörerin fest. Da kann die Referentin nicht widersprechen. Und sie macht auch deutlich, dass für das Modell „Eine Schule für alle“ eine ganz andere Lernkultur notwendig sei. Ein sehr positives Beispiel dafür habe sie jüngst in der Schweiz besucht: 120 Kinder verteilt auf sieben Klassenstufen, jede einzelne betreut von mehreren Pädagogen . . . aks

© Schwäbische Post 02.03.2011

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